Donnerstag, 25. Dezember 2014

RÜHRENDE MOMENTE: WEIHNACHTSKONFEKT

Frau war quasi bis zur letzten Minute am Küchenwerk. Die Zutaten für Konfekt waren im Haus und es blieb nichts anderes übrig, dieses auch zu fabrizieren, wenn nichts übrig bleiben sollte.


Wie üblich habe ich die Zeit unterschätzt, die ich dafür aufwenden muss. So sehr ich dazwischen Unflätiges von mir gegeben und die schokoladebraunen Hände über den Kopf zusammengeschlagen habe: im Nachhinein bin ich froh, dass ich diese kleinen Teile auch noch gemacht habe.

Bei den gefüllten Hohlkugeln wollte ich es mir leicht machen und selbst fabrizierte Fruchtpasten einfüllen. Was aber eigentlich keine Erleichterung war, denn eine Canache ist meist schneller hergestellt als ein Fruchtpüree. Trotzdem war es eine gute Idee, denn meine 17 (!) Sorten Weihnachtsgebäck und Konfekt sind so reichhaltig, dass eine fettfreie Füllung nicht unangebracht ist. 

Dieses Jahr habe ich - mit Ausnahme der unten angeführten Resteverwertung) ausschließlich alkoholfreies Konfekt hergestellt, das kindertauglich ist.

Hier rasch eine Namensnennung, die Pralinés sind am oberen Bild zu identifizieren.

HIMBEERKONFEKT (weiße Schokolade, Himbeerpüree, überpudert mit intensiv schmeckenden Himbeerpulver)

MARILLENKONFEKT (Milchschokolade, mit getrockneten und pulverisierten Gojibeeren vermischtes Marillenpüree, dekoriert mit einer Gojibeere)

WEIHNACHTSAPFELKONFEKT (Milchschokolade, Apfel-Gewürzpaste, mit Goldstaub überpudert)

LEMONCURDPRALINÉ (Weiße Schokolade, Lemoncurd, dekoriert mit einer Pistazie. Nicht wirklich fettfrei...)


All das war schon ziemlich aufwändig. Am längsten aber haben mich die Zimttrüffel beschäftigt. Erst als ich mich wirklich an das Rezept gehalten habe, hat es geklappt. Und wie! 

Es ist aus dem Buch "Pralinen und Konfekt" von Karin Ebelsberger (bei GU erschienen) und da dies ein so geniales Werk ist, mache ich hier ausnahmsweise Werbung dafür. Falls Sie je Konfekt selbst herstellen wollen, dieses Buch ist wirklich hilfreich und bietet eine Vielzahl von köstlichen Rezepten. Dankenswerter Weise ist das Rezept für Zimttrüffel (und diverses anderes Konfekt) auch online zu bekommen. Ich finde trotzdem, dass sich die knapp 9 Euro für das Buch lohnen.

Da ich doch kleine Änderungen vorgenommen habe (und bei manchem an meine Grenzen gestoßen bin), hier meine Version bzw die Abweichungen vom Original (Link s.o.).

ZIMTTRÜFFEL

Eigentlich sollten sie rund sein. Die Canache wird, nachdem sie ausgiebig geruht hat (12 Stunden) aufgeschlagen. "Mit einem Schneebesen kräftig aufschlagen". Denkste. War viel zu fest, der Schneebesen versagte den Dienst. Daher habe ich zuerst einen Kochlöffel zum Lockern verwendet und anschließend zum Handmixer gegriffen und damit auf höchster Stufe eine luftige Masse erzeugt, in die ich wie vorgeschrieben langsam die sehr weiche Butter untergerührt habe.

Die Anweisung, "mundgerechte Tupfen" auf Backpapier zu setzen, habe ich eingehalten. Halbwegs regelmäßig und annähernd gleich groß.


Nach einer weiteren Stunde des Trocknens ging ich daran, diese Tupfer zwischen meinen Handflächen, die ich mit Schokolade "eingeschmiert" hatte, zu Kugeln zu wuzeln. Und daran scheiterte ich kläglich.

Weil ich nicht schon wieder Kuvertüre temperieren wollte, machte ich einen meiner grandiosen Genialeideeflops. Ich nahm eine fertige Sachertortenglasur, die zufällig vorhanden war. Mit dem Resultat, dass alles, auch die geschmolzene Canache, gut verteilt an meinen Handflächen klebte.

Also frisch (wieder...) ans Rührwerk, denn das Schokolade Temperieren ist eine sehr rührende Betätigung. Mit den nun exakt nach Anweisung schokoladierten Handflächen funktionierte das Bedecken mit Kuvertüre. Nicht aber das Erzeugen von kugelähnlichen Gebilden.

Daraufhin habe ich beschlossen, die Form zu vernachlässigen und so rasch wie möglich die kleinen Häuferl hauchdünn per Handflächenstreicheleinheiten mit Kuvertüre zu bedecken. Zwar eine mittelmäßige Sauerei, aber es hat funktioniert.

Mir war die Canache, die ich mit einer aus Frankreich mitgenommenen Mischung diverser "winterlicher" Gewürze aber nicht zimtig bzw gewürzig genug. Daher habe ich die schokoladeumhüllten Hauferl in einem Gemisch von (grobem) Vanillerohrrohzucker und Zimt gewälzt. Mit umwerfendem Resultat!

Außen der knirschende Würzzucker, dann eine hauchdünne Schicht von zartknackiger Schokolade und drinnen ein im Mund umgehend schmelzender Schokoladegewürztraum.

Achtung, Suchtgefahr!!! 

Auch wenn sie nicht so prickelnd sexy ausschauen, so haben meine Trüffel große Ähnlichkeit mit den Namensgebern.


Abschließend (und inzwischen leicht entnervt) habe ich mich noch um Resteverwertung bemüht, die der Erfahrung geschuldet ist, dass einerseits angebrochene Packungen lange lustvoll (und qualitätsmindernd) vor sich hintrocknen und andererseits auch robuste Mägen nicht dauernd Trinkschokolade goutieren und die anhaltende Resteverwertung irgendwann verweigern. Also machte ich irgendwann in aller Herrgottsfrüh nach meiner Nacht des Konfekts rasch noch zwei Sorten.

RUMROSINENHÄUFERL (Abgetropfte Rumrosinen in einem Rest weißer Kuvertüre gewälzt und per Löfferl in die Förmchen gesetzt)

END-OF-THE-DAY-KONFEKT (Trockenfruchtreste [Cranberries, Marillen, Orangeat, Sauerkirschen, Gojibeeren, Rumrosinen] kleingehackt, mit sämtlichen noch einmal erwärmten Schokoladeresten zusammengerührt, leicht überkühlt, zwischen den Händen zu Kugeln gedreht, mit Pignoli und dem letzten Rest der weißen Kuvertüre verziert. Den Namen habe ich von den Herstellern der Trade-Beads entlehnt. End of the day beads sind Glasperlen, bei dem die Glasbläser alle Reste des Tages zu Kugeln gedreht oder Beads in anderen Formen hergestellt haben. Auch die Form meiner Kugerl signalisiert den Wunsch nach Abschluss der Prozedur, der Geschmack ist aber tadellos.)


Und nun macht sich Frau mit ihren Lieben an das Weihnachtsgebäckverzehrwerk. Die Köstlichkeiten gebühren insbesondere dem Mann am Verständniswerk, der angesichts der tagelang im Backchaos versunkenen Küche und der Frau am zeitweisen Ausflippwerk einen klugen und weiten Bogen um beide machte. 

Schon jetzt zeichnen sich durch rasanten Schwund die Favoriten ab. Wenn die Zungen genüsslich schnalzen, freue ich mich ganz besonders: die doch etwas mühsame Zubereitungsarbeit hat sich gelohnt. Aber nächstes Jahr wird alles anders: nie wieder Keks backen und vor allem Kuvertüre temperieren. Sage ich jetzt. Habe ich letztes Jahr gesagt. Und im Jahr davor. Alle Jahre wieder...

Übrigens: ich habe mir als Weihnachtsgeschenk Macarons-Kochbücher geschenkt. Die reizen mich ganz besonders, aber derzeit nur als Lektüre. Das zumindest weiß ich sicher.

Frohe Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser!

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