Freitag, 17. März 2017

GENUSS IM VORFRÜHLINGSGARTEN

Frau ist am Gärtnerinnenwerk. Mit viel Vergnügen und ebensolchem Kreuzweh. Aber letzteres gehört dazu, darüber werde ich mich nicht weiter auslassen. Reicht schon, dass sich meine Lieben das Gestöhne und Geächze anhören müssen. Ihnen erspare ich es.


Denn die unbeschreibliche Lust, wenn die winterblühenden Sträucher (im Bild der Winter-Schneeball (Viburnum x bodnantense 'Dawn') zur Hochform auflaufen und sich die ersten Blüten der Frühlingsblumen bodennah öffnen, wenn sich die ersten Hummelköniginnen taumelnd an diese heranmachen, wenn die Vogerl zwitschern und zirpen - diese Lust ist unbeschreiblich und lässt jedes Schmerzgebrüll verstummen.



Gestern ist der erste Zitronenfalter durch den Garten gesegelt, heute hat sich ein Tagpfauenauge auf dem, was ich Wiese nenne, niedergelassen. 



Die Wiese besteht nur in geringen Teilen aus Gras, der Rest sind alle möglichen Wildkräuter und niedrige Blumen. Sie wird zwar mehr oder weniger regelmäßig gemäht, weil sie begangen und bespielt wird, aber ich lege keinen Wert auf englischen Rasen. Hauptsache Grün. 



Was in einem Teil des Gartens derzeit nicht gegeben ist. Der Hauskanal musste wieder aufgegraben werden. Aber auch das ist dank der Vorsicht der händisch grabenden Arbeiter zu verschmerzen. Nach Ostern wird nachgearbeitet und nachgesät. Und die Wühlmaushügel, die aus dem ganzen Garten eine knöchelunfreundliche Wackelpartie machen, werden zusammengetreten. Same procedure as every year.


Aber wieder zurück zu meinen gefiederten Lieblingen. Ach, was bin ich froh, dass die Vogerl nicht mehr so wie im Jänner auf meine Fütterung angewiesen sind! Dieses Jahr hatten sie es besonders schwer, weil lange Zeit Massen von Schnee gelegen sind.


Eigentlich müssten jetzt nach dem Kanalbau die Kronen der im Wurzelbereich gestörten, alten Bäume dringend gepflegt, sprich geschnitten werden, aber ich warte bis zum Ende der Brutzeit. Meise, Amsel, Rotkehlchen, Specht, Kleiber & Co jetzt zu stören wäre geradezu Frevel. Und auch die Hummeln und andere Wildbienen suchen sich ihre Plätze in den Höhlen und unter der Rinde der Bäume. Wäre ja absurd, zu ebener Erde auf ihr Futter zu achten und ihnen ihre Nistplätze wegzunehmen.


Bei den Frühlingsblühern schaut es bei mir auch eher "wild" aus. Dank der Wühlmäuse komme ich ja gar nicht in Versuchung, Tulpen und andere Zwiebelgewächse zu pflanzen. Naja, um ehrlich zu sein: ich versuche es immer wieder. Aber ich muss einsehen, dass ich damit nichts anderes als Wühlmausfutter in den Boden bringe. Nur das eine oder andere Blütlein (wie die beiden kleinen Krokusse im Bild) hat Chancen, zumindest ein Jahr das Gärtnerinnenauge zu erfreuen.


Um so mehr freue ich mich über das Gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) das jetzt ebenso wie der Erdrauch (Fumaria officinalis) schon blüht. Beide sind selbsttätig bei mir eingezogen, fühlen sich offensichtlich wohl und vermehren sich kräftig. Beide sind Heilpflanzen, wobei ich sie nicht als selbige verwende. Der Erdrauch darf in aller Gemütlichkeit einziehen, wenn er abgeblüht ist und wird nur dort ausgezupft, wo er die Stauden stört. Vom Lungenkraut (links im vorletzten Bild, auch Hänsel und Gretel genannt) pflücke ich die Blätter, wenn sie jung, aber doch schon halbwegs groß sind, paniere sie leicht und brate sie heraus. Eine feine Vorspeise, die den optischen Genuss um den kulinarischen ergänzt!

Und jetzt beende ich meine Regenerationspause und somit diesen Gartentagebucheintrag. Denn der Garten ruft. Laut sogar!


Ergänzung, am 21.3.2017 reumütig geschrieben...


Ich gestehe, eine Fehlinformation ausgestreut zu haben. Natürlich handelt es sich bei meinem wildern Frühlingsbodendecker, in dem sich die Amsel gestern so sichtlich wohl gefühlt hat, nicht um Erdrauch, sondern um den Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava).  

Das Wort Erdrauch gefällt mir so sehr, dass ich immer wieder (und das seit Jahren!) behaupte, er und nicht der Lerchensporn würde einige meiner Beete mit seinem zarten Lilarosa überziehen. Sie sehen: man kann mir nicht trauen!


Ein zweiter, unverzeihlicher Lapsus ist mir auch noch passiert. Kein Wort über den Bärlauch (Allium ursinum) kam über meine Finger. Dabei taucht er gerade einige wilde Ecken im Garten in saftiges Grün und hüllt diese Bereiche in zarten Knoblauchduft. Schon vor zwei Wochen habe ich die ersten zarten Blättchen in der Küche verarbeitet und im Rahmen der Jätarbeiten geschieht zweierlei: einerseits dämme ich die unbändige Ausbreitungslust des Bärlauchs ein, andererseits bereichert er die Mahlzeiten auf vielfältige Art und Weise.


So, das waren meine Ergänzungen bzw Richtigstellungen. Rosa, das Hausschwein, hätte es mir nie verziehen, hätte ich diese nicht gemacht. 

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