Sonntag, 24. September 2017

ABSCHIEDE

Long time no Frau am Werk. Was aber nicht stimmt, denn Frau hatte viel um die Ohren, war durchaus fleißig - aber schreibfaul. Von April bis Ende Juli tobte der Kanalbau rund um Haus und (auch im) Garten und ein teilweise komplett unvorhergesehenes Ereignis jagte das andere. Dafür kommt jetzt ein larmoyanter Rundumschlag, Taschentücher bereithalten!


Wenn wir schon beim Schlag sind... Im Garten ist fast ein Kahlschlag zu betrauern. Naja, auch das stimmt natürlich nicht. Es haben nur zwei wunderbare Baumfachmänner Hand und Gerätschaften angelegt und die uralte Wildkirsche von dürren Ästen und zu sehr wucherndem Efeu befreit, die durch Kanalgrabungsarbeiten im und um den Garten malträtierten Eiben kräftig verjüngt und die von Wühlmäusen heimgesuchte Zwetschke sowie die mit dem Überleben kämpfende Weichsel (dtdt: Sauerkirsche) auf ein Minimum zusammengeschnitten. Auf dass alles gesund und munter wieder austreiben möge.


Die Cobea scandens, die nun, wie beim ersten Bild ersichtlich, endlich zu blühen anfängt, wurde liebevoll geschont, so wie auch der Rest des Gartens. Kollateralschäden sind trotz diese Großaktion keine zu beklagen. Eingewachsen bin ich trotzdem noch, man muss ja nicht immer in die Höhe schauen.


Dass mein Blick aus dem oberen Teil des Wintergartens nun nicht mehr im dichten Grün schweifen kann, sondern direkt und ungebremst das Nachbarhaus trifft, ist gewöhnungsbedürftig.



Aber es sind ja nette Nachbarn und der Wildwuchs wird nicht lang auf sich warten lassen. Red ich mir halt ein. Realistisch betrachtet sollte die Zwetschke, die auf diesem Bild noch ihre dürren, bemoosten Äste wirr in die Gegend reckt, im Frühling brav austreibt. Aber wegen der aktuell fehlenden Beschattung und der dadurch steigenden Temperaturen im Wintergarten muss ich mir rasch was einfallen lassen. Die Nähmaschine steht schon parat.


Dringend nötig war vor allem das Fällen der umsturzgefährdeten ca. 65-70 Jahre alten Fichte. Und das war eine Staatsaktion mit Kran und allem, was dazugehört.


Fällen? Ganz weg? All die Lande- und im dichteren Bereich Brutplätze der Vögel und Turngeräte der Eichkatzerl (so böse Nesträuber sie auch sind) radikal entfernen? Der Igelfamilie den Unterschlupf unter den tiefsten Ästen nehmen? Nein, das geht denn doch zu weit.


Deshalb hat der gute alte Baum noch eine Chance bekommen, sich irgendwie wieder zu regenerieren. Wir haben sie ca. ab Hausdachhöhe stehen lassen, unterhalb der Umsturzgefährdung, aber sie ist natürlich jetzt leider ihres noch halbwegs augenschmeichelnden Wipfels beraubt.



Insgesamt fehlen also geschätzte 10 Meter mehr oder weniger Grün. So gibt sie sich denn seit vorgestern höchst transparent, mit langen dürren Ästen, an denen erst ganz vorne Nadeln sprießen.

Ich nehme aber an, dass die von Vogerln am Fuß "gesäte" Ramblerrose (Bobbie James) die Chance nutzen und weiter ins Geäst der Fichte klettern werden und sich die daneben stehende und bis dato eingeengte Kiefer ausbreiten wird.



Die Rose mag ich besonders gern, hab sie auch an verschiedenen Stellen im Garten stehen lassen, wo sie sich niederglassen hat - bzw niederglassen wurde. Nicht nur die überschäumende Blüte, auch ihre reizenden kleinen Hagebutten liebe ich. Sie hat jetzt hier mehr Licht, sie wird es in ihrer Vitalität nutzen.


Es wurde gerade so viel weggenommen, dass das geliebte Fichtenfragment den in ihrem Schutz stehenden Rhododendren etwas Schatten zukommen lässt, den Garten zur Straße hin abschirmt und den Wohngarten auf einer Seite begrenzt. Aber gerade so wenig, dass endlich Licht in den finsteren Teil des Wohnzimmers kommt. Selten ein Schaden, wo nicht ein Nutzen.


Aber traurig schaut sie trotzdem aus. Hoffentlich überlebt sie, sonst muss ich sie im nächsten Jahr ganz fällen lassen. Aber daran mag ich gar nicht denken. Da schau ich lieber den Bienen zu, die in Massen um den im Garten reichlich vertretenen Efeu schwärmen.



Als Vorbereitung dieser Schneideaktion habe ich angefangen, Quitten zu ernten. Etwas zu früh, aber das damit fabrizierte Quittenbrot (hierzulande auch Quittenkas genannt), dessen Zubereitung ich hier geschildert habe, ist deliziös geworden. Diese erste Partie wird weder in Zucker noch in Kokosflocken gewälzt, sondern zu Käse serviert. Und hergeschenkt.


Die Rückstände habe ich diesmal zu Quittensaft verarbeitet. Ein bissl herb, aber fein und erfrischend. Wird nicht konserviert, sondern gleich getrunken.



Da sich das Wetter nach der verregneten und grausam kalten ersten Septemberhälfte nun doch gnädig, zumindest trocken, zeigt, habe ich heute die empfindlicheren Kräuter geerntet und verarbeite sie wieder zu Kräutersalz. Die Trocknungszeit nutze ich gerade, um hier die weltbewegenden Neuigkeiten zu schreiben.


Die Haupternte habe ich ja schon im Sommer hinter mich gebracht, aber gerade das von mir besonders geliebte griechische Bergbasilikum, das ich dieses Jahr erst sehr spät setzen konnte, hat erst in den vergangenen Wochen seine Üppigkeit entwickelt.



Die letzten Paradeiser (dtdt: Tomaten), Paprika, teuflisch scharfen Chilis und insbesondere jede Menge Gurken, aber auch die Äpfel und Zwetschken, die mir eine liebe Nachbarin geschenkt hat, werden in den nächsten Tagen für den Winter und all meine Lieben haltbar gemacht. Mal schauen, was ich daraus fabriziere.


Die neue Baumsituation im Garten, insbesondere vor dem Wintergarten, haben einige Vögel dazu benutzt, mir Besuche abzustatten. Einige sind bei der Wintergartentür reingezischt und sind nach einem kurzen Rundflug gleich wieder verschwunden.


Eine kleine Meise jedoch hat sich alles besonders gut anschauen wollen. Hat sich Obst vom Tisch geholt, alle Sitzmöglichkeiten ausprobiert und sich erst nach längerem Aufenthalt zum Abschied aufraffen können.


Den Schmetterling (ein kleiner Fuchs) hingegen, der mich einige Wochen im Wintergarten erfreut hat und selbst wenn ich ihn ins Freie getragen habe, immer wieder gekommen ist und sich auf dem Sessel neben mir niedergelassen hat, ist gestern tot auf seinem Lieblingsplatz gelegen. Ich habe ihn auf den blühenden Efeuzweig, den ich als Andenken an die Baumschneideaktion eingewässert habe, gelegt.


So ist das eben mit den Abschieden. Abschied vom Sommer und seinen Gaben, Abschied von der Üppigkeit der Bäume und Sträucher, Abschied von Liebgewonnenem - und gleichzeitig entsteht Neues, Unerwartetes, Schönes. Das ist tröstlich.
PS: Der Blogger spinnt leider und nimmt mir die gewünschte Schriftgröße nicht an. Zensur?
Egal. Ich werde später noch einmal versuchen, zumindest dabei meinen Willen durchzusetzen...
PPS: Ich habe meinen Willen durchgesetzt. Aber mühsam und Absatz für Absatz. Die Formatiertools des Bloggers haben ihre Tücken. Von ihnen würde ich mich sehr gerne verabschieden.

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